Metallikonen (Reliefs aus Bronze, Kupfer, Messing, u.a.), sind Andachtsgegenstände von individueller kultischer Bedeutung und folgen hinsichtlich der Bildinhalte und Darstellungsform der traditionellen Ikonographie der Ostkirche. Sie waren in Russland sehr verbreitet und sie sind keineswegs als minderwertiger Ersatz für gemalte Ikonen anzusehen.[READMORE] Das Bedürfnis nach permanentem Gebet einerseits und Schutz vor Gefahren andererseits machte Kultbilder erforderlich, die nicht nur stationär – wie in Kirchen und Wohnungen -, sondern auch unterwegs für die Andacht verfügbar waren, wie es auf Reisen, bei der Arbeit oder während des Kriegsdienstes der Fall war. Diese universelle Verfügbarkeit konnte eine bemalte Holztafel nicht leisten, allein schon wegen Größe und Gewicht, aber auch aufgrund ihrer größeren materiellen Empfindlichkeit. Bildwerke aus Metall hingegen schränkten die Mobilität der Andacht weitaus weniger ein. Am deutlichsten lassen hierbei die sogenannten, Reise-, Hals- und Brustikonen den mobilen kultischen Verwendungszweck erkennen. Halsikonen wurden im Allgemeinen an einem Band oder einer Kette unter der Kleidung getragen, während Brust-Ikonen, vor allem Brustkreuze meist von Geistlichen an einer längeren Kette als Zeichen der Amtswürde über der Kleidung getragen wurden. Die Formate der Metallikonen konnten sehr unterschiedlich sein. Im Sinne der mobilen Andacht war es darüber hinaus vor allem im 19. Jahrhundert üblich, Metallikonen flexibel in bemalte Holztafeln einzulassen, um sie bei Bedarf herausnehmen zu können (Staurothek-Ikonen). Auch als Pilgerandenken, wie man sie an Wallfahrtsorten erwerben konnte, spielten Metallikonen eine Rolle, allerdings waren diese eher schlicht ausgeführt und im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte man dafür auch Stanzverfahren ein, die zu einer stärkeren Verflachung dieser Stücke führten. Manchen Metallikonen sieht man auch deren Anbringung an Grabkreuzen an, indem diese zur Befestigung an den Rändern Bohrungen aufweisen. Auch über Türen, Toren und Portalen konnten Bronzeikonen positioniert sein. Nicht zuletzt gibt es auch noch die Gruppe der Segens- und Altarkreuze, die ausschließlich in kirchlichem Gebrauch waren, wie etwa für die Segnung und die Liturgiefeier. Seit dem 17./18. Jahrhundert kommen auch Metallikonen auf, die das orthodoxe Kreuz mit Kreuzigungsfiguren und später auch mit Heiligen- und Festtagsdarstellungen erweitern.
Themen
Im Bereich der russischen Metallikonen gibt es einen enormen Motivreichtum. In ihren Themen spiegeln sich dabei jene Sujets wider, die auch in der russischen Ikonenmalerei gängig sind. Im Unterschied zu den Schöpfungen der Ikonenmalerei, die neben den Hausikonen vorwiegend den Bedürfnissen kirchlicher und weltlicher Führungsschichten nachkamen (z.B. Ikonen für die Bilderwände russischer Gotteshäuser), deckten die Metallikonen verstärkt den Bedarf sehr frommer, aber theologisch weniger beeinflusster Kreise und waren so der Volksfrömmigkeit enger verbunden. So war die Verehrung von noch nicht kirchlich kanonisierten Heiligen bereits vorab durch Metallikonen möglich.
Daneben waren auch zahlreiche Themen der byzantinischen Zeit entlehnt. Das Themenspektrum russischer Metallikonen reichte von Darstellungen der göttlichen Trinität, über die Stationen des Lebens, der Passion und der Glorie Christi bis hin zu zahllosen Heiligen – allen voran der Muttergottes. Ihrem Rang als der ersten und wichtigsten unter den Heiligen entsprechend, wurde ihr in Russland eine besondere Verehrung zuteil, weshalb auch der Bedarf an Muttergottesbildern groß war. Hier entstanden zahlreiche Archetypen wundertätiger Marienikonen wie die „Vladimirskaja“, „Kasanskaja, „ Smolenskaja“ oder Tichvinskaja“, um nur einige wenige zu nennen. Auch die „Gottesmutter der Passion“, die „Gottesmutter der Fürbitte“, die „Gottesmutter des Zeichens“ oder die „Gottesmutter Freude aller Leidenden“ zählten zu den häufig dargestellten Marienmotiven.
Neben der Muttergottes sind ebenfalls eine Vielzahl, auch im abendländischen Christentum verehrter Heiliger bevorzugt auf Metallikonen zur Darstellung gekommen, wie der heilige Nikolaus oder der heilige Georg. Andere, besonders in Russland verbreitete Heilige waren die heilige Paraskeva, die heilige Julitta oder die heiligen Antipas und Demetrios. Groß ist auch die Zahl der Vertreter des russischen Heiligenkanons, unter ihnen die heiligen Boris und Gleb als die Erzmärtyrer der russisch-orthodoxen Kirche oder die Mönchsheiligen Zósima und Sawwátij. Im Unterschied zur russischen Ikonenmalerei kommen jedoch ausgesprochene Vitaikonen in der Metallikonenkunst eher selten vor.
Einen letzten thematischen Schwerpunkt bilden die Festtagsmotive, vor allem der Zyklus der zwölf großen orthodoxen Kirchenfeste, das Dodekaortion, das entweder geschlossen oder in Einzeldarstellungen vorkommt - hier am häufigsten die Höllenfahrt Christi und das Entschlafen oder die Himmelfahrt Mariens. Ebenfalls beliebt war das von der russischen Kirche eingeführte, auf eine Legende zurückgehende Fest des Schleierwunders, das vielfach auch auf Metallikonen zur Darstellung kommt: die „Gottesmutter Pokróv“.
Marien-Motiv
Das weitaus häufigste und ikonographisch vielfältigste Thema auf russischen Bronzeikonen ist das der Muttergottes. Als vier Haupttypen lassen sich die „Hodegetria“, die „Eleusa“, die „Blachernoissa“ und die „Platytera“ nennen. Die „Hodegetria“ und die „Eleusa“ gelten dabei in ihren Urikonen als legendäre Porträtbilder des Evangelisten Lukas, die kanonisiert waren und laut kirchlicher Vorschrift unverfälscht kopiert werden mussten.[READMORE] Gerade dieses Festhalten an überlieferten Bildern erklärt die relativ geringe Anzahl von Muttergottestypen. Im Unterschied zur „Hodegetria“ und „Eleusa“ gilt die „Blachernoissa“ – ähnlich wie das Mandylion – als ein nicht von Menschenhand geschaffenes, sondern durch himmlische Einwirkung entstandenes, also von Gott geschenktes Bild (Acheiropoieton). Abweichungen der zahlreichen Varianten dieser Grundtypen durften nur geringfügig sein und waren oft nur durch ein Wunder sanktioniert.
Die „Blachernoissa“ als in Orantenhaltung stehende Gottesmutter mit dem jugendlichen Christus-Emmanuel in einer Mandorla auf der Brust findet sich in der „Blachernoissa von Nowgorod“, sowie in abgewandelter Form in der „Gottesmutter des Zeichens“ wieder, einer Bildinterpretation der Weissagung des Propheten Isajas (Is.VII,14). Die „Hodegetria“ als der bedeutendste byzantinische Marientyp hat als „Wegweiserin“ ihren Platz in der Ikonostase links neben der Königstür. Als russische Varianten dieses Typs gelten die „Gottesmutter von Smolensk“, die „Gottesmutter von Tichwin“, die „Gottesmutter Tricherusa“, aber auch die „Gottesmutter der Passion“. Das Eleusamotiv der „Erbarmerin“ fand in Russland die größte Verbreitung. Als wichtigste Vertreterin ist hier die „Gottesmutter von Wladimir“ zu nennen. Weitere Beispiele sind die „Kostromskaja“, die „Donskaja“, die „Tolgskaja“ und die „Korsunskaja“. Wesentliches Merkmal der „Eleusa“ ist, dass die Gottesmutter immer ihre Wange an die des Kindes legt und es schützend in ihren Händen hält. Meist umarmt das Kind dabei seine Mutter. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Muttergottesmotive in der russischen Ikonenkunst, die keinen Porträtcharakter haben, aber gewissermaßen Wunder und Legenden abbilden. Zu nennen sind hier die Gottesmutter „Freude aller Leidenden“, die „Gottesmutter Pokrov“, die „Gottesmutter Achtyrskaja“ oder die „Gottesmutter Bogolubskaja“. Zuletzt seine noch die theologisch-didaktischen Marienthemen zu nennen, wie die „Gottesmutter vom unverbrennbaren Dornbusch“, die „Gottesmutter vom lebensspendenden Brunnen“ oder „Würdig ist es, Dich zu preisen“.
Christus-Motiv
Die Bindung an überlieferte ikonographische Schemata war nirgendwo deutlicher als beim Christusbild. Grundsätzlich gibt es hier vor allem drei Hauptthemen: das Mandylion, den Pantokrator und den jugendlichen Emmanuel. Aufgrund der erwarteten Ähnlichkeit mit „nicht von Menschenhand entstandenen“ Porträtbildern oder apokryphen Beschreibungen, welche über Johannes von Damaskus und Nikephoros Kallistos auch Aufnahme in das Malerhandbuch vom Berg Athos gefunden hatten, war das ostkirchliche Christusbild wenig variabel. [READMORE] So wird der Erlöser – mit Ausnahme von szenischen Bildern - ausnahmslos frontal dargestellt, sein Gesicht kann ernst und gütig, aber auch finster sein, wie bei dem Ikonentyp „Das grimme Auge“. An erster Stelle unter den Porträtbildern Christi stehen die sogenannten Acheiropieten, später Mandylia genannt. Im Unterschied zu den abendländischen Darstellungen bildet das orthodoxe „Hl. Antlitz“ Christus immer ohne Dornenkrone ab.
Eines der ältesten Gottesbildmotive ist das des „Pantokrator“ (Allherrscher). Es ist das einzige vielgestaltige Christussujet; die üblichen Formen sind schulterhoch, halbfigurig oder thronend, manchmal wird Christus auch stehend dargestellt. Die Haltung ist immer die gleiche: Seine Rechte ist im Segensgestus erhoben, während er in der linken Hand ein geschlossenes oder geöffnetes Evangelienbuch hält. Der Titulus kann unterschiedlich formuliert sein, wie „Lebensspender“, Retter der Seelen“, „Erretter der Welt“, „Erbarmer“ oder „Menschenliebender“. Varianten finden sich im Christusbild als „Hohepriester“ im liturgischen Bischofsgewand oder als „Weltenrichter“, sitzend auf einem Cherubsthron und umgeben von den vier Evangelistensymbolen.
Auch das Deesismotiv ist im eigentlichen Sinn eine Variante der Pantokratordarstellung. Der thronende Christus ist hier flankiert von der Gottesmutter und Johannes dem Täufer, die sich ihm in der Pose der Fürbitte zuwenden. Das klassische Deesismotiv kann um weitere Assistenzfiguren, wie Heilige und Engel, erweitert werden (erweiterte Deesis).
Auf der Grundlage der drei Hauptthemen des Christusbildes hat die östliche Ikonographie auch Varianten entwickelt, etwa „Christus ‚Das gütige Schweigen‘ “, Christus als „Erlöser von Smolensk“ und nicht zuletzt die großen und kleinen Segens- und Taufkreuze, erstere mit einer Vielzahl von Erweiterungen durch Darstellungen der Muttergottes, von Heiligen oder Szenen aus der Passionsgeschichte. Hinzu kommen die zahlreichen szenischen Darstellungen auf mehrflügeligen Festtagsikonen wie die Geburt Christi, Christi Darbringung im Tempel, Taufe Christi, Christi Einzug in Jerusalem, Kreuzigung, Christi Höllenfahrt und Auferstehung, Verklärung Christi u.a., die sämtlich auch als Einzelthemen auf kleineren Bronzeikonen vorkommen.
CHRISTI HÖLLENFAHRT UND AUFERSTEHUNG MIT 14 AUFGESETZTEN BRONZEFIGUREN
Metallikonen (Reliefs aus Bronze, Kupfer, Messing, u.a.), sind Andachtsgegenstände von individueller kultischer Bedeutung und folgen hinsichtlich der Bildinhalte und Darstellungsform der traditionellen Ikonographie der Ostkirche. Sie waren in Russland sehr verbreitet und sie sind keineswegs als minderwertiger Ersatz für gemalte Ikonen anzusehen.[READMORE] Das Bedürfnis nach permanentem Gebet einerseits und Schutz vor Gefahren andererseits machte Kultbilder erforderlich, die nicht nur stationär – wie in Kirchen und Wohnungen -, sondern auch unterwegs für die Andacht verfügbar waren, wie es auf Reisen, bei der Arbeit oder während des Kriegsdienstes der Fall war. Diese universelle Verfügbarkeit konnte eine bemalte Holztafel nicht leisten, allein schon wegen Größe und Gewicht, aber auch aufgrund ihrer größeren materiellen Empfindlichkeit. Bildwerke aus Metall hingegen schränkten die Mobilität der Andacht weitaus weniger ein. Am deutlichsten lassen hierbei die sogenannten, Reise-, Hals- und Brustikonen den mobilen kultischen Verwendungszweck erkennen. Halsikonen wurden im Allgemeinen an einem Band oder einer Kette unter der Kleidung getragen, während Brust-Ikonen, vor allem Brustkreuze meist von Geistlichen an einer längeren Kette als Zeichen der Amtswürde über der Kleidung getragen wurden. Die Formate der Metallikonen konnten sehr unterschiedlich sein. Im Sinne der mobilen Andacht war es darüber hinaus vor allem im 19. Jahrhundert üblich, Metallikonen flexibel in bemalte Holztafeln einzulassen, um sie bei Bedarf herausnehmen zu können (Staurothek-Ikonen). Auch als Pilgerandenken, wie man sie an Wallfahrtsorten erwerben konnte, spielten Metallikonen eine Rolle, allerdings waren diese eher schlicht ausgeführt und im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte man dafür auch Stanzverfahren ein, die zu einer stärkeren Verflachung dieser Stücke führten. Manchen Metallikonen sieht man auch deren Anbringung an Grabkreuzen an, indem diese zur Befestigung an den Rändern Bohrungen aufweisen. Auch über Türen, Toren und Portalen konnten Bronzeikonen positioniert sein. Nicht zuletzt gibt es auch noch die Gruppe der Segens- und Altarkreuze, die ausschließlich in kirchlichem Gebrauch waren, wie etwa für die Segnung und die Liturgiefeier. Seit dem 17./18. Jahrhundert kommen auch Metallikonen auf, die das orthodoxe Kreuz mit Kreuzigungsfiguren und später auch mit Heiligen- und Festtagsdarstellungen erweitern.
Themen
Im Bereich der russischen Metallikonen gibt es einen enormen Motivreichtum. In ihren Themen spiegeln sich dabei jene Sujets wider, die auch in der russischen Ikonenmalerei gängig sind. Im Unterschied zu den Schöpfungen der Ikonenmalerei, die neben den Hausikonen vorwiegend den Bedürfnissen kirchlicher und weltlicher Führungsschichten nachkamen (z.B. Ikonen für die Bilderwände russischer Gotteshäuser), deckten die Metallikonen verstärkt den Bedarf sehr frommer, aber theologisch weniger beeinflusster Kreise und waren so der Volksfrömmigkeit enger verbunden. So war die Verehrung von noch nicht kirchlich kanonisierten Heiligen bereits vorab durch Metallikonen möglich.
Daneben waren auch zahlreiche Themen der byzantinischen Zeit entlehnt. Das Themenspektrum russischer Metallikonen reichte von Darstellungen der göttlichen Trinität, über die Stationen des Lebens, der Passion und der Glorie Christi bis hin zu zahllosen Heiligen – allen voran der Muttergottes. Ihrem Rang als der ersten und wichtigsten unter den Heiligen entsprechend, wurde ihr in Russland eine besondere Verehrung zuteil, weshalb auch der Bedarf an Muttergottesbildern groß war. Hier entstanden zahlreiche Archetypen wundertätiger Marienikonen wie die „Vladimirskaja“, „Kasanskaja, „ Smolenskaja“ oder Tichvinskaja“, um nur einige wenige zu nennen. Auch die „Gottesmutter der Passion“, die „Gottesmutter der Fürbitte“, die „Gottesmutter des Zeichens“ oder die „Gottesmutter Freude aller Leidenden“ zählten zu den häufig dargestellten Marienmotiven.
Neben der Muttergottes sind ebenfalls eine Vielzahl, auch im abendländischen Christentum verehrter Heiliger bevorzugt auf Metallikonen zur Darstellung gekommen, wie der heilige Nikolaus oder der heilige Georg. Andere, besonders in Russland verbreitete Heilige waren die heilige Paraskeva, die heilige Julitta oder die heiligen Antipas und Demetrios. Groß ist auch die Zahl der Vertreter des russischen Heiligenkanons, unter ihnen die heiligen Boris und Gleb als die Erzmärtyrer der russisch-orthodoxen Kirche oder die Mönchsheiligen Zósima und Sawwátij. Im Unterschied zur russischen Ikonenmalerei kommen jedoch ausgesprochene Vitaikonen in der Metallikonenkunst eher selten vor.
Einen letzten thematischen Schwerpunkt bilden die Festtagsmotive, vor allem der Zyklus der zwölf großen orthodoxen Kirchenfeste, das Dodekaortion, das entweder geschlossen oder in Einzeldarstellungen vorkommt - hier am häufigsten die Höllenfahrt Christi und das Entschlafen oder die Himmelfahrt Mariens. Ebenfalls beliebt war das von der russischen Kirche eingeführte, auf eine Legende zurückgehende Fest des Schleierwunders, das vielfach auch auf Metallikonen zur Darstellung kommt: die „Gottesmutter Pokróv“.
Marien-Motiv
Das weitaus häufigste und ikonographisch vielfältigste Thema auf russischen Bronzeikonen ist das der Muttergottes. Als vier Haupttypen lassen sich die „Hodegetria“, die „Eleusa“, die „Blachernoissa“ und die „Platytera“ nennen. Die „Hodegetria“ und die „Eleusa“ gelten dabei in ihren Urikonen als legendäre Porträtbilder des Evangelisten Lukas, die kanonisiert waren und laut kirchlicher Vorschrift unverfälscht kopiert werden mussten.[READMORE] Gerade dieses Festhalten an überlieferten Bildern erklärt die relativ geringe Anzahl von Muttergottestypen. Im Unterschied zur „Hodegetria“ und „Eleusa“ gilt die „Blachernoissa“ – ähnlich wie das Mandylion – als ein nicht von Menschenhand geschaffenes, sondern durch himmlische Einwirkung entstandenes, also von Gott geschenktes Bild (Acheiropoieton). Abweichungen der zahlreichen Varianten dieser Grundtypen durften nur geringfügig sein und waren oft nur durch ein Wunder sanktioniert.
Die „Blachernoissa“ als in Orantenhaltung stehende Gottesmutter mit dem jugendlichen Christus-Emmanuel in einer Mandorla auf der Brust findet sich in der „Blachernoissa von Nowgorod“, sowie in abgewandelter Form in der „Gottesmutter des Zeichens“ wieder, einer Bildinterpretation der Weissagung des Propheten Isajas (Is.VII,14). Die „Hodegetria“ als der bedeutendste byzantinische Marientyp hat als „Wegweiserin“ ihren Platz in der Ikonostase links neben der Königstür. Als russische Varianten dieses Typs gelten die „Gottesmutter von Smolensk“, die „Gottesmutter von Tichwin“, die „Gottesmutter Tricherusa“, aber auch die „Gottesmutter der Passion“. Das Eleusamotiv der „Erbarmerin“ fand in Russland die größte Verbreitung. Als wichtigste Vertreterin ist hier die „Gottesmutter von Wladimir“ zu nennen. Weitere Beispiele sind die „Kostromskaja“, die „Donskaja“, die „Tolgskaja“ und die „Korsunskaja“. Wesentliches Merkmal der „Eleusa“ ist, dass die Gottesmutter immer ihre Wange an die des Kindes legt und es schützend in ihren Händen hält. Meist umarmt das Kind dabei seine Mutter. Darüber hinaus gibt es unzählige weitere Muttergottesmotive in der russischen Ikonenkunst, die keinen Porträtcharakter haben, aber gewissermaßen Wunder und Legenden abbilden. Zu nennen sind hier die Gottesmutter „Freude aller Leidenden“, die „Gottesmutter Pokrov“, die „Gottesmutter Achtyrskaja“ oder die „Gottesmutter Bogolubskaja“. Zuletzt seine noch die theologisch-didaktischen Marienthemen zu nennen, wie die „Gottesmutter vom unverbrennbaren Dornbusch“, die „Gottesmutter vom lebensspendenden Brunnen“ oder „Würdig ist es, Dich zu preisen“.
Christus-Motiv
Die Bindung an überlieferte ikonographische Schemata war nirgendwo deutlicher als beim Christusbild. Grundsätzlich gibt es hier vor allem drei Hauptthemen: das Mandylion, den Pantokrator und den jugendlichen Emmanuel. Aufgrund der erwarteten Ähnlichkeit mit „nicht von Menschenhand entstandenen“ Porträtbildern oder apokryphen Beschreibungen, welche über Johannes von Damaskus und Nikephoros Kallistos auch Aufnahme in das Malerhandbuch vom Berg Athos gefunden hatten, war das ostkirchliche Christusbild wenig variabel. [READMORE] So wird der Erlöser – mit Ausnahme von szenischen Bildern - ausnahmslos frontal dargestellt, sein Gesicht kann ernst und gütig, aber auch finster sein, wie bei dem Ikonentyp „Das grimme Auge“. An erster Stelle unter den Porträtbildern Christi stehen die sogenannten Acheiropieten, später Mandylia genannt. Im Unterschied zu den abendländischen Darstellungen bildet das orthodoxe „Hl. Antlitz“ Christus immer ohne Dornenkrone ab.
Eines der ältesten Gottesbildmotive ist das des „Pantokrator“ (Allherrscher). Es ist das einzige vielgestaltige Christussujet; die üblichen Formen sind schulterhoch, halbfigurig oder thronend, manchmal wird Christus auch stehend dargestellt. Die Haltung ist immer die gleiche: Seine Rechte ist im Segensgestus erhoben, während er in der linken Hand ein geschlossenes oder geöffnetes Evangelienbuch hält. Der Titulus kann unterschiedlich formuliert sein, wie „Lebensspender“, Retter der Seelen“, „Erretter der Welt“, „Erbarmer“ oder „Menschenliebender“. Varianten finden sich im Christusbild als „Hohepriester“ im liturgischen Bischofsgewand oder als „Weltenrichter“, sitzend auf einem Cherubsthron und umgeben von den vier Evangelistensymbolen.
Auch das Deesismotiv ist im eigentlichen Sinn eine Variante der Pantokratordarstellung. Der thronende Christus ist hier flankiert von der Gottesmutter und Johannes dem Täufer, die sich ihm in der Pose der Fürbitte zuwenden. Das klassische Deesismotiv kann um weitere Assistenzfiguren, wie Heilige und Engel, erweitert werden (erweiterte Deesis).
Auf der Grundlage der drei Hauptthemen des Christusbildes hat die östliche Ikonographie auch Varianten entwickelt, etwa „Christus ‚Das gütige Schweigen‘ “, Christus als „Erlöser von Smolensk“ und nicht zuletzt die großen und kleinen Segens- und Taufkreuze, erstere mit einer Vielzahl von Erweiterungen durch Darstellungen der Muttergottes, von Heiligen oder Szenen aus der Passionsgeschichte. Hinzu kommen die zahlreichen szenischen Darstellungen auf mehrflügeligen Festtagsikonen wie die Geburt Christi, Christi Darbringung im Tempel, Taufe Christi, Christi Einzug in Jerusalem, Kreuzigung, Christi Höllenfahrt und Auferstehung, Verklärung Christi u.a., die sämtlich auch als Einzelthemen auf kleineren Bronzeikonen vorkommen.
CHRISTI HÖLLENFAHRT UND AUFERSTEHUNG MIT 14 AUFGESETZTEN BRONZEFIGUREN